Zum
StŸck |
Wenn
sich jemand erwartet hat, da§ hier der nŠchste feministische
Schmachtschinken auf die BŸhnen kommen soll,
dann irrt er gewaltig. Die Frage, ob es tatsŠchlich von
893-95, mitten in einer Zeit der Kirchenwirren, die noch lange
anhalten sollten, einer Frau gelungen ist, durch
List den Papstthron zu besteigen (sie wŠre aber
dann nur einer der PŠpste gewesen, das so nebenbei) interessiert
mich nicht wirklich. Oder: nicht auf jene Art, wie manche meinen,
da§ sich daraus irgendwelche Rechte ableiten lie§en. oder dieser
Einzelfall "beweise" da§ es sehr wohl auch anders ginge
als mit dieser "Frauenfreindlichkeit" der Kirchenpartriarchen.
Nach meinen
Informationen ist recht schlŸssig davon auszugehen, da§ es erst
etwa im 15. und 16. Jhd. zu solchen Legenden gekommen ist. Und
es wird nicht die erste sein, die ins Reich der LŸge gehšrt. Selbst
also, wenn es so gewesen wŠre - es wŸrde nichts
belegen. Dann wŠre die Weihe eben ungŸltig gewesen.
Denn ein Papst ist zuallerst einmal Priester
in voller Gestalt und Macht - und das mu§ er sein kšnnen. Was
man aus metaphysisch recht klar nachvollziehbaren GrŸnden (wo
Form und Inhalt nicht auseinanderzrei§en sind) nur als Mann kann.
Mich interssiert diese Diskussion deshalb schon gar nicht weiter,
weil ich diese ganze Rederei (und mehr ist es nicht, leider aber
mit faktisch viel Verwirrungsstiftungskraft) um Frauenpriestertum
etc. fŸr všllig irrelevant,
ja stumpfsinnig halte. Aus und basta.
Umso interessanter
aber war die Frage, wie es denn Ÿberhaupt mšglich wŠre,
da§ es soweit kŠme. Und ich habe beim Schreiben entdeckt,
da§ das fast unmšglich ist. Aber nehmen wir einmal an, es wŠre
tatsŠchlich einer Frau gelungen, so weit zu kommen.
Im StŸck wird es ja auch sehr plausibel aufgezeigt: was unter
AusnŸtzung menschlicher SchwŠchen alles mšglich ist. Ein wenig
Handsalbe da, ein wenig Angst und Erpressung dort ...
Diese Johanna
schafft es im StŸck FAST. Und der Weg dorthin wird ihr
zu einem schweren PrŸfstein, ganz Šhnlich jenem, wie ihn die Hl.
Jeann D'Arc durchlitten hat: Wieweit darf ich
einer solchen Einsprechung Gottes, und daran zu zweifeln verbiete
die Wucht der Ereignisse, folgen, wenn diese Einsprechung (und
sie ist ja bereits ein Wunder an sich, also etwas was nicht im
natŸrlichen Lauf der Dinge vorgesehen ist) aller Vernunft, die
ja AUCH ein Zeitgewand hat, widerspricht. Wege verlangt, die nicht
natŸrliche Wege, sondern jene der Gewalt sind.
Johanna hat
hier keinen Grund, an ihrer Sendung zu zweifeln. Aber diese Sendungsauftrag
lŠ§t sich im Wortlaut dann genau so auslegen, wie es dann kommt:
Nicht SIE ist es nŠmlich, die PŠpstin wird. Sondern ... jemand,
der erst durch ihren Weg durch LŸge und Betrug, der noch dazu
durch die grotesk verworrenen ZustŠnde in der Kirche gerechtfertigt
scheint: Ihr Bruder Antonius, den Johanna všllig in die Hand bekommen
hat, der sich zuvor aber sogar erst noch bitter an ihr gerŠcht
hat. Weil er sich vom Dienst an ihr ... etwas anderes versprach.
Damit aber zeigt
sich eine Art, wie Gott tatsŠchlich zu handeln vermag: HŠtte Johanna
nicht ihren Auftrag erfŸllt und ihr Ziel angestrebt, wŠre es dem
Bruder - der ganz selbstverstŠndlichauch akzeptierte,
da§ er kein Priester werden konnte, wegen seiner Behinderung -
nie eingefallen, nach Rom zu kommen. Ja er wŠre nie in die Lage
gekommen, dieses Amt anzunehmen. Die UmstŠnde aber fallen so,
da§ es nun passiert. Und es passierrt, indem Johanna auf ganz
andere Art Grš§e beweist. Sie opfert ihr Leben, um ihr Kind austragen
zu kšnnen. Das aber bei der Geburt stirbt.
Die Kernfrage
hinter allem Geschenen, die dem StŸck unterliegt wird, ist aber
die Frage um den unzertrennlichen Zusammenhang zwischen Lebensauftrag
und der Hineingeworfenheit in eine Lebensgestalt: Als Mann, als
Frau, in seinem Stand etc. Und diese eigentliche, erste Natur,
zu der sich die erworbene verhŠlt und umgekehrt, verlangt auch
ihr Recht. Sie vertrŠgt auf Dauer keine ihr angetane Gewalt, so
vernŸnftig und zwingend notwendig dies im faktsichen Wirrwarr
der Zeit auch ist und scheint.
Deshalb werden
auch Fragen wie HomosexualitŠt, die ihrer Natur nach denselben
Ansatz haben, mit behandelt - in der Gestalt von Geistlichen,
die ihr fršnen, und deren VerhŠltnis dazu. Denn es betrifft in
scheinbar selbem Ma§ Antonius, den ich mit einer
verkrŸppelten Hand zeichne, die ihm EBENFALLS
unmšglich machen wŸde, zum Priester geweiht zu werden. Denn er
"kann nicht tun was Jesus tat" - und es gibt kein "inneres
Recht" auf Priestertum. "Gratia supponit naturam"
- Die Gnade folgt der Natur. Das ist der Kernsatz
der katholischen Theologie und Gnadenlehre, und er ist philosophisch
hieb- und stichfest untermauert.
Vereinfacht:
Ist es eine neutralisierbare, faktische "FŠhigkeit",
die zu einer TŠtigkeit, einem Amt befŠhigt, oder ist es eine ganz
andere, gegebene SeinsqualitŠt, gegen die zu rebellieren hei§t,
gegen sein eigenes GlŸck sich aufzulehnen. Ist ein Tun vom konkreten
Menschen, von der Person Ÿberhaupt zu trennen? wird man - als
Beispiel - Bundeskanzler, weil man dies und das sich erwirbt,
kann usw. usf.? ODER weil man als konkret diese und jene Person
- in …sterreich derzeit: Erwin Gusenbauer also - IST. Und NIEMAND
ANDERER! Es sind Fragen der Vorsehung des Seins, das sich immer
ihim gemŠ§ entfaltet, wo es nur die Entscheidung GEGEN gibt, die
damit berŸhrt werden.
Johanna
opfert ihr GlŸck
in dem allem Verstand nach berechtigten Anliegen, einer darniederliegenden
Kirche, die nach dem Tod des letzten Papstes in dei hand von sittenlosen
Strolchen zu fallen droht, aufzuhelfen. Und sie tut es, denn sonst
ist niemand zu sehen, ja es wŸrde allem menschlichen Denken nach
noch schlimmer werden. Aber wŠhrend die das eine anstrebt, erreicht
sie tatsŠclich das Wohl der Kirche ... indirekt.
Ich wurde gebeten,
das StŸck "schšn blutig" zu machen.
Das ist es geworden: Blutig und dramatisch. Nichts
aber wŸrde dem StŸck mehr schaden als wenn es auf eine Weise inszeniert
wŸrde, die diese Dramatik zur Melodramatik Ÿberhšhen wŸrde, wo
man sich auf all das noch draufsetzte. Durch expressionistisches
Spiel, das nicht von dem ausgeht, wie die Figuren gezeichnet SIND,
sondern wie man es gerne hŠtte. Die dramatischen Wirkungen werden
um ein Vielfaches gesteigert - so ist es auch geschrieben, so
geht es aus dem Text hervor - wenn man die Šu§eren Geschehnisse
innerlich verarbeitet. Immerhin ist es - ich sage es als Kenner
der Kirche, auch auf Bischofsebene - nicht anders zu verstehen,
wie eine Person wie Johanna so weit hŠtte kommen kšnnen. Sicher
nŠmlich nicht als selbstmitleidige Emanze. Offenbar
kšnnen sich viele gar nicht vorstellen, wie in sich vernŸnftig
gegrŸndet die Kirche ist, und in welchem Ma§ ein hochrangiger
Geistlicher klar bei Verstand ist. So viele Idioten es geben mag,
ja auch wenn sie die Mehrheit haben oder hŠtten.
Johanna scheitert
zwar genau daran: Da§ sie Frau ist. Das sagen auch die Feministinnen.
Aber sie scheitert an sich selbst, an ihrer ersten
Natur, die der zweiten, dem Willen das Amt anzustreben, zuwiderlŠuft!
Ohne, da§ ihr noch etwas im Wege stŸnde, denn sie kommt an den
Punkt wo sie es scheinbar geschafft hat. Sie scheitert also nicht
an sinnlos-patriarchalisch vermeinten MachtverhŠltnissen. Das
heute gesagt, wo es doch tatsŠchlich so veile zu geben scheint
die meinen, die Kirche hŠtte sich als MŠnnerverein konstituiert,
um sich so ein Refigium unendlicher Macht zu wahren. Diejenigen
haben - das sage ich ohne Abstriche - entlarvend wenig Ahnung
vom Leben und von den Menschen. Solche Ideen kšnnen nur in Langeweile,
Selbstverfehlung und Wirklichkeitsferne, die aufrechtzuhalten
ausreichende materielle Mittel gerne stŸtzen, gemacht werden.
Sind deshalb typisch fŸr Wohlstandskinder und soziale Schichten,
die nie wu§ten, wie sehr die Wirklichkeit im Dialog steht, und
wie sich letztlich IMMER das Sein Sieg verschafft. Schon weil
die Kraft fŸr naturwidrige Scheingebilde gar nie reicht. Der Kommunismus
hat es fabelhat vorexerziert.
Aber diese
Aussagen, auf die ich mich konzentriert habe, halte ich
fŸr viel interessanter und stichhaltiger als jene, die diesen
Stoff, dem es wahrlich heute nicht an Verschollenheit mangelt,
immer auf dieselbe primitive Weise aufarbeiten und mi§brauchen.
Was zumindest ein Hinweis auf den Grund wŠre, warum solche eine
Legende in die Welt gesetzt worden sein kšnnte - aber damit wird
das Publikum, davon bin ich Ÿberzeugt, immer mehr gelangweilt.
Ich behaupte, da§ dieser Stoff jedoch - Šhnlich jenem der Hl.
Johanna von Orleans - so und einzig richtig (davon bin ich Ÿberzeugt)
verstanden das Ausarbeiten wirklicher Grš§e, aber auch wirklicher
SchwŠche hervorragend ermšglicht. Und ich meine, da§ es mir gelungen
ist.
Aber es verlangt
natŸrlich Theatermacher mit echtem Mut. Nicht jenem, der im Zoo
des "Kunstgenres" sein eigenes Universum grŸndete, das
nur solange funktioniert, als sich alle gegenseitig vormachen,
DA§ es funktioniert - und auch alle sich schšn brav daran halten.
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