DIE FRAGE DER ZULASSUNG DER FRAU ZUM ALTARDIENST
Ist sie lediglich pastoraler Natur oder ist sie auch verbunden
mit Lehre und Recht der Kirche?
Auf den folgenden Seiten finden Sie eine Abhandlung Ÿber die Frage
der Zulassung von MŠdchen zum Ministrantendienst, die auf die
Bitte eines franzšsischen Bischofs hin verfa§t wurde, der, wie
er mir sagte, diese Bitte auch nach Rom weitergeleitet hat
.
Ein anderer Bischof schrieb mir: "Ihre Arbeit zur Frage der
Ministrantinnen hat mich sehr interessiert, und ich habe darin
sehr zutreffende Ergebnisse gefunden. Sie wŸrde es verdienen,
von den ršmischen Instanzen beachtet zu werden, die schon mehrere
Jahre mit diesem Thema beschŠftigt sind." Ein weiterer: "Ich
mšchte Ihnen hier gro§en Dank fŸr Ihre Arbeit aussprechen, deren
Stichhaltigkeit wohl keinem aufmerksamen Leser entgehen wird,
der in seinem Herzen guten Willens ist und und der sich nicht
vom Strom des Zeitgeistes mitrei§en lŠ§t." Ein au§erhalb
Frankreichs lebender Bischof dehnte die Beatte noch etwas weiter
aus und schrieb mir: "Vielen Dank fŸr Ihr hervorragendes
Dossier, das sehr nŸtzlich und in der Beurteilung der Frage sehr
weitblickend ist. Im Tiefsten handelt es sich hier eigentlich
um eine Auflehnung gegen die Schšpfungsordnung. Wir sehen sehr
deutlich, wie sehr die Verneinung der Schšpfungsordnung auch auf
alle anderen Bereiche zurŸckwirkt. In den Vereinigten Staaten
tritt dieser Konflikt offen zutage, und die Folgen werden immer
deutlicher sichtbar. Es ist daher notwendig, da§ Sie Ihre Abhandlung
verbreiten!"
Ich bin den Verfassern dieser ermutigenden Worte, die bei weitem
nicht die einzigen waren, die mich erreichten, und die mir ein
zusŠtzliches Motiv gaben, meine Arbeit zu veršffentlichen, sehr
dankbar.
EinfŸhrung
In Notitiae, einem Bulletin der Sektion "Gottesdienst"
der Kongregation fŸr Sakramente und Gottesdienst (Nr. 162, JŠnner
1980) publizierte der bekannte Spezialist fŸr liturgische Fragen,
AimŽ-Georges Martimort, einen kurzen Artikel zur Frage des Dienstes
der Frauen am Altar.
Ich erfuhr von diesem Artikel erst, als ich gerade meine Arbeit
verfa§t hatte.(1) Martimort behandelt diese Frage vor allem als
Kenner des Kirchenrechts und wŸnscht, da§ die Kirche traditionsgemŠ§
ablehnend antworte.
Im Unterschied zur Martimort bin ich in meiner Argumentation nicht
von der unverŠnderlichen Ordnung der Kirche ausgegangen, die diese
Sache verwaltet, obwohl ich ihr natŸrlich bestmšglich Rechnung
tragen mu§te, sondern von der geschriebenen und Ÿberlieferten
Offenbarung des Mysteriums der Kirche als Braut Christi (LG 6,
letzter Paragraph)
Wenn die Kirche der Frau jeden Zutritt zu einer priesterlichen
Funktion oder einer auf das Priesteramt vorbereitenden Funktion
verwehrt, so stŸtzt sie sich dabei auf zwei Gruppen von Argumenten.
In der Frage des Priesteramtes, in der die Ordnung der Kirche
besonders klar und deutlich ist, beruft man sich auf die normative
Praxis Christi, der nie eine Frau, auch nicht seine Mutter, zum
Priestertum berufen hat, obwohl er Maria Magdalena die Mission
anvertraute, gewisserma§en die Apostel zu evangelisieren, als
sie ihnen die Auferstehung ankŸndigte (Joh. 20, 17). Dies ist
die Basis der Argumentation von Inter Insignores, ErklŠrung zum
Problem der Zulassung von Frauen zum Priesteramt, publiziert von
der Glaubenskongregation am 15. Oktober 1976. Dies wird auch weiterhin
die Praxis der Kirche sein, die Christus nachahmt, wenn sie nur
MŠnner zum Priesteramt zulŠ§t (vgl. Paul VI., Brief vom 30. 11.
1975 an den Erzbischof von Canterbury).
In der Frage der Ministrantinnen besteht ein zweites Argument,
das allerdings vom ersten abhŠngt, darin, da§ der direkte Dienst
am Altar und der Aufenthalt im Presbyterium der Frau deshalb verwehrt
sind, weil man anerkennt, da§ das Akolytat eine Vorstufe zum Priestertum
darstellt, welches der Frau verwehrt ist. "Es ist - sagt
Paul VI. - besonders angemessen, da§ die €mter des Lektors und
des Akolyten denen anvertraut werden, die in ihrer Eigenschaft
als Kandidaten zum Diakonat oder Presbyterat ihr Leben Gott und
seiner Kirche weihen wollen." (Motu proprio Ad Pascendum,
15. August 1972) So bereiten sie sich vor auf den doppelten Aspekt
der priesterlichen Aufgaben, den Wortgottesdienst und den Dienst
am Altar (ibd. Motu Proprio Ministeriae Quaedam, 15. August 1972).
Dies ist keineswegs eine Neuerung, weil es schon durch das Konzil
von Trient (Session 23 Ÿber das Sakrament der Priesterweihe) bestŠtigt
(DS 1765, FC 893) und sogar definiert wurde (Kanon 2, DS 1772,
FC 900).(2) "Wenn jemand sagt, da§ es au§erhalb des Priestertums
in der katholischen Kirche keine anderen hšheren und niederen
Weihen gŠbe, durch welche man sich stufenweise auf das Priestertum
vorbereitet, so sei er ausgeschlossen."
Es ist Paul VI., der uns durch eine sehr tiefsinnige Bemerkung
in seinem oben zitierten Brief an den Erzbischof von Canterbury
den richtigen Weg weist auf der Suche nach der Lšsung all der
heute gestellten Fragen Ÿber das richtige VerhŠltnis der Frauen
zum Altar. Er sagt, es sei das lebendige Lehramt der Kirche, welches
immer daran festhielt, da§ der Ausschlu§ der Frauen vom Priestertum
mit dem Plan Gottes fŸr die Kirche Ÿbereinstimme, oder, was auf
dasselbe hinauslŠuft, mit dem Plan Gottes fŸr Welt, weil "die
Kirche der sichtbar gewordenen Plan Gottes fŸr die Menschheit
ist" (Paul VI. 22. Juni 1973, KKK 776, KKK 760) Auch Johannes
Paul II. hat eine doktrinŠre PrŠzisierung allerhšchster Wichtigkeit
beigetragen, die sich auf die Eucharistie bezieht. "Die Eucharistie
ist vor allem der sakramentale Ausdruck des Erlšsungsaktes des
BrŠutigams Christus fŸr seine Braut, die Kirche." (Mulieris
Dignitatem, 15. August 1988)(3) Sie sehen also, an welchem Geist
sich diese Abhandlungorientieren wird.
Es ist allerdings erlaubt, in der Argumentation noch weiter zu
gehen und sich zu fragen, warum in der harmonischen Ordnung der
Schšpfung und der Erlšsung oder neuen Schšpfung das Priesteramt
und alles, was darauf vorbereitet, der Frau nicht mehr entspricht
als die Mutterschaft dem Manne, (vgl. 1 Tim 2, 15) und warum der
Versuch, eine Art neuer liturgischer Ordnung einzusetzen, zum
Scheitern verurteilt ist. AndrŽ Feuillet ist einer jener zeitgenšssischen
Autoren, der in seinem schšnen Buch Jesus und seine Mutter (Teil
III) meiner Meinung nach eine hervorragende Antwort auf diese
Frage findet: Mutig, klar und ohne Demagogie.(4)
Ohne es eigentlich vorgesehen zu haben, kam ich dazu, mich in
meiner Argumentation auf die Ekklesiologie des zweiten Vatikanums
zu stŸtzen, wie das auf seine Weise auch der neue Codes Iuris
Canonici (CIC) tut, der 1983 erschien. Der Codex betrachtet das
Kirchenrecht als einen Ausdruck und eine Vertiefung des Mysteriums
der Kirche. In diesem Sinne stellt es auch Johannes Paul II. in
der apostolischen Konstitution Sacrae Disciplinae Leges vom 25.
JŠnner 1983 dar, die das Vorwort zum neuen Codex darstellt. Die
richtige Antwort auf die Frage nach dem Platz der Frau in der
Liturgie kann immer nur die Frucht einer sehr guten Kenntnis der
Heiligen Schrift sei, der schriftlichen Quellen der Offenbarung.
Dies setzt voraus, da§ der Schšpfungsbericht, die Lehre der Propheten
Hosea, Jesaja, Jeremia und Ezechiel, den paulinischen Briefen
und der erhabenen letzten Seiten der Apokalypse wiederfindet,
in †bereinstimmung mit der hier einhelligen Tradition interpretiert
werden.
Man versteht, warum es viel befriedigender und erleuchtender sowohl
fŸr die Frau als auch fŸr den Mann sein mu§, sich in der Kirche
nicht damit zufriedenzugeben, nur die Gebote und Normen zu kennen,
sondern auch deren tiefe Motivation, die nur auf Gott dem Schšpfer
und Erlšser beruht und nicht, wie man heute oft denkt, auf mŠnnlicher
WillkŸr. Um die Wahrheit zu sagen sieht man in dieser Frage heute
eher eine weibliche WillkŸr hervorbrechen, die nur selten besser
ist. Daher ist es dringend nštig, da§ die Hirten - unterstŸtzt
durch das Gebet aller GlŠubigen - mutig und wahrheitsliebend ihre
Arbeit tun und in rechter Weise ihre Schafe mit gesunder Kost
nŠhren.
1. Worum es geht
Am 31. Mai 1993 hat das Pressehaus des Heiligen Stuhles in italienischer
Sprache das folgende Kommunique veršffentlicht:
"BezŸglich der offiziellen Anerkennung von Ministrantinnen
(delle donne chierichetto) durch die Katholische Kirche gibt der
Direktor bekannt: Die pastorale Frage der Ministrantinnen wird
derzeit eršrtert. Es wurde noch keinerlei Entscheidung getroffen.
NatŸrlich ist die Frage der Ministrantinnen in keiner Weise mit
der Frage des Priestertums verbunden, die, wie man wei§, von anderen
doktrinŠrer und juridischer Natur ist."
Das Problem ist daher folgendes: Kann man wirklich bestŠtigen,
da§ die Frage der Ministrantinnen in keiner Weise mit der Frage
des Priestertums verbunden ist, die in der Tat einer juridischen
(CIC 1024) und vor allem doktrinŠren (vgl. z.B. KKK 1577) Ordnung
angehšrt? Diese Frage nach der Rolle der Frau in der Liturgie
der Katholischen Kirche ist, wie dies Johannes Paul II. in Mulieris
Dignitatem aufzeigte, verbunden mit einem gewisserma§en ontologischen
Symbolismus(5) des MŠnnlichen und Weiblichen, der vor allem auf
der Schšpfungsordnung und der Erlšsung beruht, sowie auch auf
der Beziehung zwischen der ersten Eva und dem ersten Adam, der
zweiten Eva, Maria, und dem zweiten Adam, Christus, und auf der
Beziehung zwischen dem BrŠutigam Christus und seiner Braut, der
Kirche. Das Zweite Vaticanum sagt, da§ die Heilige Liturgie die
AusŸbung der priesterlichen Funktion Jesu Christi sei (Sacrosanctum
Concilium 7, CIC 834, 1) Sie ist daher nicht vorrangig eine Funktion
der Glieder, da§ hei§t der Kirche, sondern eine Funktion Christi,
des Hauptes des mystischen Leibes, und daher eine mŠnnliche. (vgl.
Pius XII., Mystici Corporis Christi, 1943, Mediator Dei Et Hominum,
1947)(6) Die Liturgie ist weiters der sichtbar und hšrbar gewordene
Dialog zwischen dem BrŠutigam und der Braut (Sacrosanctum Concilium
Nr. 84 und 85, wo das, was Ÿber den Gottesdienst gesagt wird,
genauso fŸr das eucharistische Opfer gilt, in welchem Christus
seiner geliebten Braut, der Kirche, das GedŠchtnis seines Todes
und seiner Auferstehung anvertraut. Ibd. 47) Es ist die Liebe
der Braut, die auf die Liebe des BrŠutigams antwortet und sich
von ihm unterweisen und heiligen lŠ§t. Kardinal Journet(7) macht
zu diesem Thema eine sehr tiefsinnige Bemerkung: Der Dialog zwischen
BrŠutigam und Braut in der irdischen Liturgie ist wahrlich ein
Echo, ein Spiegelbild, ein sichtbares Zeichen des ewigen Dialoges
zwischen dem Wort und dem Heiligen Geist, um die Liebe des Vaters
zu verkŸnden. (vgl. Lk. 10, 21-22)
Sicherlich bleibt eine Messe, bei er eine Frau am Altar dient,
gŸltig. Um die Kategorien der Sakramenten-Theologie anzuwenden,
wird dadurch das Essentielle des Sakramentes, die res sacramenti,
nicht beeintrŠchtigt, aber es trŠgt dazu bei, langsam und unmerklich
im christlichen Volk die significatio rei, die Bedeutung des Mysteriums,
zu zerstšren (ohne von der manchmal provokanten Bekleidung gewisser
Lektorinnen zu sprechen, die das Wort Gottes im Heiligtum verlesen,
am selben Ort, an dem der Priester oder der Diakon das Evangelium
verkŸndet.) Ich persšnlich bin dabei versucht, jenem afrikanischen
Kardinal Recht zu geben, der meint, es handle sich hierbei um
ein Manšver mit dem Ziel einer von Frauen zelebrierten Messe.
Zuerst wird eine Frau, womšglich die "GefŠhrtin" des
Priesters, bei der Messe ministrieren. Dann wird es der Priester
sein, der bei der "Messe" seiner GefŠhrtin ministriert.
Es gibt gute GrŸnde anzunehmen, da§ dies das Ziel der Operation
ist. All diese Dinge sollte man bedenken, bevor eine Entscheidung
getroffen wird.
(1) Ich hielt es fŸr notwendig, meinen Text zu Ÿberarbeiten, um
die Dokumentation seines Textes miteinzubeziehen. Die komplette
Referenz: AimŽ - Georges Martimort, La question du service des
femmes ‡ l'autel, in Notitiae, 162, Band 16 (1980) Nr. 1, Seiten
8-16
(2) DS = Dezinger-Schšnmetzer, KKK = Katechismus der Katholischen
Kirche, FC = La Foi Catholique
(3) VollstŠndiger Text siehe Dokumente im Anhang
(4) VollstŠndige Referenz auf das Buch von A. Feuillet siehe Dokumente
im Anhang
(5) Vgl. A. Feuillet, "Jesus und seine Mutter", Seite
226; und Mulieris Dignitatem, Nr. 25
(6) In der Enzyklika Mediator Dei et hominum Ÿber die Heilige
Liturgie beschreibt Pius XII. ausfŸhrlich, wie der Priester und
der GlŠubige, jeder gemŠ§ der ihm eigenen Ordnung, am eucharistischen
Opfer teilnehmen sollen.
(7) Ch. Journet, L'Eglise du Verbe incarnŽ, l951, S. 426 und S.
508 ff.
(x) BezŸglich dessen, was man heute Ÿbereinstimmend die "feministische
Bibelexegese" nennt, siehe auch das Dokument der pŠpstlichen
Bibelkommission Ÿber die Interpretation der Bibel in der Kirche
vom 18. November 1993 (Doc. Cath. Nr. 2085, 2. JŠnner 1994, Seiten
25-26)